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Viral Talks: Wien, zwischen Menschen und Hunden


Ikon: mehrere Hunde nebeneinander

»Wien, Wien nur du allein sollst stets die Stadt meiner Träume sein!« so sang der echte Wiener Rudolf Sieczynski um 1912. Als Fremdenführerin ist es für mich nicht schwer nachzuvollziehen, wie sehr der Wienerlied-Komponist seine Stadt liebte. Doch Wien wäre ohne die WienerInnen nicht Wien. Und aus diesem Grund, gehört diese Rubrik auch jedem, der sich als Wiener oder Wienerin identifiziert.



Hallo, liebe Lisa!


Lisa Stolzlechner lebt seit 10 Jahren in Wien und arbeitet als ausgebildete Hundetrainerin. Während sie ihr Masterstudium in Neuro-, Verhaltens- und Kognitionsbiologie absolviert hat, durfte sie Hundewelpen aller Rassen, Größen und Farben treffen. 


Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich wäre nicht neidisch. Wenn es um Welpen geht, kann ich mich einfach nicht widerstehen. Aber Lisa ist im Laufe ihrer Karriere nicht nur putzigen Welpen, sondern auch unerzogenen, wilden Fellnasen begegnet.  


In ihrem Podcast »Optimal ins Leben! Welpen und Junghunde« teilt Lisa ihren Zuhörern wertvolle Tipps über das Leben mit Welpen mit. Durch positive Verstärkung und systematisches Training zielt sie auf ein entspanntes Miteinander zwischen Mensch und Hund ab. Denn das Leben in der Großstadt kann für das Hund-Mensch-Team sehr schnell sehr stressig werden. Lisa und ich haben uns an einem sonnigen Tag getroffen und darüber geredet, wie es ist, gerade in Wien Hundetrainerin zu sein.



Hundezone Romantik


Lisa, was hat dich nach Wien gebracht?

Irgendwie war es für mich immer klar, dass ich für mein Studium nach Wien ziehen würde. Alle meine Freunde waren schon in Wien und das Studienangebot war einfach grandios. Wenn man in Österreich aufwächst, macht man oft Ausflüge nach Wien, deswegen war ich auch schon oft in dieser Stadt und wusste bereits, dass sie sehr schön ist.


Hast du dich irgendwie auf Wien vorbereitet? 

Nein! Ich hatte überhaupt keinen Plan. Ich wusste nur das, was ich studieren wollte. Ich habe mich kurzfristig für das Biologiestudium angemeldet und hatte Glück, dass ich zufällig einen Platz in einem Studentenwohnheim gefunden habe. Es war alles sehr schnell und spontan. Im Wohnheim war es wie in einem großen Freundeskreis, meine Mitbewohner waren alle offen und es war sehr einfach für mich in die Gruppe reinzukommen.  


Hattest du damals schon einen Hund?

Nein, aber es war alles so ausgelegt, dass ich Hundetrainerin werde. Ich hatte damals im Studium weder Kapazitäten noch Geld für einen Hund. Mein Plan war aber schon von Anfang an klar: ich werde Biologie studieren und mich dann für den VetMed bewerben. Es war alles schon in meinem Kopf. 


ikon: Eine Frau die hinab auf ihren Schäferhund schaut

Du bist ja sehr oft mit Kunden und Fellnasen in touristischen Hotspots unterwegs. Genießt du auch typische Wiener Attraktionen oder ist die Stadt für dich nur noch ein großes Trainingsgelände? 

Es hat sich im Laufe der Zeit etwas verändert. Aber prinzipiell sehe ich beide Seiten. Die Stadt ist für mich sehr arbeitsgeprägt. Man glaubt es nicht, aber es gibt so viele Menschen, die mit Hunden im Zentrum Wiens leben. Und es gibt Orte, die ich sehr viel in Verbindung mit der Arbeit setze, da ich dort selten privat unterwegs bin. Aber ich spaziere sehr gerne in der Stadt und schaue mir die Architektur an, besuche Museen und entdecke die Stadt weiter.


Hast du dich in Wien sofort integriert gefühlt?

Ja, vor allem durch meine Hündin Mila. Als sie zu mir kam, war ich komplett alleine: meine Freunde mochten keine Hunde, meine Familie mochte keine Hunde. Ich war vollkommen alleine und wusste nicht, wie ich mein Leben weiterleben, und mich gleichzeitig um die Mila kümmern sollte. 

Mila war mein Projekt. Ich habe sie als Pflegehund genommen und wollte absichtlich durch einen schwierigen Hund viel lernen. Das war meine Intention und ich habe deswegen alles im Kauf genommen. Das es so schwer wird, habe ich erstmal auch nicht gedacht. Mila konnte nicht alleine bleiben, war sehr gestresst und kam aus einer sehr schlechten Situation. Das hieß am Anfang für sie nur Ruhe und so wenig Bewegung wie möglich. Als es ihr besser ging, wurde die Hundezone mein Kontaktpunkt zu Menschen. Das war eine tolle Erfahrung für mich, da ich dort so viele Freunde kennengelernt habe. Für Milas Ausbildung war die Hundezone leider nicht so toll, da sie immer wieder etwas zu wild war, und ich mir viele unerwünschte Ratschläge von Fremden anhören musste. Aber aus solchen Situationen haben wir beide viel gelernt.


Findest du Wien hundefreundlich?

Ja, absolut. Man muss sich natürlich schon überlegen, wo man in Wien lebt. Es gibt ein paar Bezirke, wo viele Menschen leben und wenige Grünflächen sind. Da braucht man entweder ein Auto oder den richtigen Hund dafür. Ob Hunde auch in der Großstadt glücklich sein können, kann man pauschal nicht sagen, das ist sehr individuell. Wien bietet Stadt und Hundezonen, aber auch Wasserstellen, Wanderwege, Berge und Schnüffelstellen. Es gibt auch Hunde, die sehr geräuschempfindlich oder ängstlich sind, die in der Stadt einfach nicht klarkommen, egal wie lang sie dort leben. 


Gibt es sehr viel zu beachten, wenn man als Urlauber mit Hunden in die Stadt kommt? Für einen Hund, der am Land lebt, kann ein Stadt-Urlaub sehr schlimm sein. Man muss Hunde immer vorbereiten, egal was man macht. Das gilt für Stadt- sowie für Ski- oder Wanderurlaube. Für Hunde, die nicht gelernt haben, mit den Öffis zu fahren oder einen Maulkorb zu tragen, kann ein Stadttrip einfach ein Horror werden. 



Wien, Wien nur du allein…


Von Hunden zu Menschen. Kennst du bestimmte Klischees über Wiener? 

Als Nicht-Wienerin kenn ich Vorurteile über Wien gut. Wenn ich eine Auswahl machen müsste, wären es sicher die drei: die »g’scherten« Wiener, die grantigen Wiener und die schlechten Autofahrer-Wiener. 


Sind Wiener schlechte Autofahrer? 

Find ich überhaupt nicht. Ich meine, ich wurde Zuhause in Oberösterreich selbst von Kindern geschimpft, weil mein Auto ein Wiener Kennzeichen hat. Man kann wieder nicht pauschalisieren. Sagen wir es so, Wiener sind keine schlechten Autofahrer, sie sind nur sehr frech und haben keine Angst, dich am Gürtel wild zu überholen.


Ikon: Ein Auto mit wiener Kennzeichen und einem Achtung Schild im Hintergrund, ein dreieckiges Schild mit einem Rufzeichen in der Mitte

Wie schaut es denn mit Grantlern aus, wenn man Hundetrainerin ist?

Es ist oft so, dass Leute mich beim Training sehen und unbedingt mit dem süßen Welpen kuscheln möchten. Dann sind sie schnell beleidigt, wenn ich ihnen sage, sie dürfen den Hund leider nicht anfassen. Aber ich glaube, sowas würde in jeder Stadt passieren!


Was würdest du jemandem empfehlen, der überlegt, nach Wien zu ziehen?

Das gilt vor allem für Studenten: ziehe nicht in den 22. Bezirk! Die Öffis-Verbindung ist dort nicht ideal. Ich finde, der Wohnort ist eine sehr wichtige Entscheidung. Wenn deine Wohnung sehr weit weg und nicht gut angebunden ist, ist es einfach kein guter Start. 


Und das betrifft nur den 22.?

Naja, in Teilen des 21. ist es leider auch so. Der 23. ist auch weit weg, aber ist dafür sehr grün, und die U6 fährt dort. Die ist eine schnelle Verbindung zur Stadt und auch eine tolle Party-Zone: es gibt einfach coole Clubs und Lokale in der Nähe der U6. Aber natürlich haben alle Bezirke Vor-und Nachteile. 


Stelle dir vor: du hast Bekannte zu Besuch für ein Wochenende in Wien. Wo bringst du sie hin?

Es kommt ganz darauf an, ob sie Hundemenschen sind oder nicht. Hundemenschen sollten unbedingt in den 19. Bezirk, rund um den Kahlenberg. Dort gibt es unglaublich schöne Wiesen, die den perfekten Blick über Wien bieten. Wenn Hundemenschen da sind, stelle ich auf jeden Fall sicher, dass der Hund auch Spaß hat. Und wenn das passiert, dann sind die Menschen meistens auch sehr glücklich.

Für Besucher ohne Hund, geht es ab in die Stadt! Man muss schon die Innere Stadt gesehen haben. Dazu kommt ein Tag im Naturhistorischen Museum und ein Stadtwanderweg. 


Lisa, erzähl mir von Wien in 3 Worten!

Oh je, die Frage habe ich nicht erwartet. Grün, Bunt, sehenswert? Ja, ich glaub das war‘s. 


Ikon: Eine Frau sitzt neben ihrem Hund auf einem Hügel, im Hintergrund die gezeichneten Wahrzeichen Wiens

Solltet ihr euch nach diesem Beitrag einen Hund zulegen wollen – tut es noch nicht! Hört erstmal Lisas Podcast, um super vorbereitet zu sein. Und wenn du noch mehr über sie erfahren möchtest, hier sind noch ein paar Links.


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