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Der echte und unechte Jüngling vom Magdalensberg


Ikon: die Statue eines nakten Mannes, der Jüngling vom Magdalensberg

Im gedimmten Licht des Raums Nr. 7 des Kunsthistorischen Museum Wiens dreht sich die lebensgroße Statue eines Jünglings langsam um die eigene Achse. Sie ist das Herzstück der antiken römischen Sammlung. Dabei ist diese Statue nicht das, was sie zu sein scheint.


Der Jüngling vom Magdalensberg ist eine Fälschung. Und was für eine! Von seiner Entstehung im 16. Jahrhundert bis zu seiner Entlarvung sollten über 400 Jahre vergehen. Die Rede ist von einer Fälschung, die so gut ist, dass sie Jahrhunderte Erzbischöfe, Kaiser und sogar Kunstexperten täuschte.



Die Entdeckung des Jünglings


Magdalensberg in Kärnten ist ein geschichtsträchtiger Ort. Die Kelten siedelten hier und die Römer errichteten dort eine Stadt. Aber als ein Bauer 1502 eine bedeutsame Entdeckung machte, gehörten Kelten und Römer längst der Vergangenheit an.


Wie musste der Bauer gestaunt haben, als er seinen Fund genauer betrachtete? Eine lebensgroße Statue eines jungen, nackten Mannes aus purer Bronze kam auf seinem Acker zum Vorschein. Aus der Römerzeit stammend, ist sie bis heute die einzige bekannte Großplastik aus der Antike im Ostalpenraum.


Als der Bischof Matthäus Lang von Wellenburg von der antiken Entdeckung hörte, überkam ihn das Verlangen die Bronzestatue des Jünglings vom Magdalensberg zu besitzen. Im Jahre 1502 befand man sich schließlich schon in der Renaissance. In dieser Epoche wurden antike römische Architektur, Wissenschaft und vor allem Kunst zelebriert. Verständlich also, dass Matthäus Lang, ein derart repräsentatives Kunstwerk besitzen wollte. Und so entschloss er sich kurzerhand dazu, die Bronzeskulptur zu erwerben.



Der Jüngling zieht um


Matthäus Lang konnte sich auch nicht von der Statue trennen, als er zum Erzbischof von Salzburg ernannt wurde. Der Jüngling vom Magdalensberg zog daher mit nach Salzburg und erhielt einen Ehrenplatz in seiner Sammlung.


Ikon: der Erzbischof Matthäus

Aber Erzbischof Matthäus war nicht der einzige Sammler, der großes Interesse an dem Kunstwerk zeigte. Ein viel wohlhabenderer und mächtigerer Mann hatte ein Auge auf die antike Statue geworfen. Ein Mann, dem der Erzbischof den Wunsch auf keinen Fall abschlagen konnte: Der Kaiser höchstpersönlich.


Auch Kaiser Ferdinand I. war ein Sammler bedeutender Kunstwerke. Als er von der römischen Großplastik hörte, wünschte er sich diese. Und dem Wunsch des Kaisers musste entsprochen werden!



Des Jünglings Doppelgänger


Als der Kaiser seinen Wunsch äußerte, war der Erzbischof bereits verstorben. Dennoch war die Statue, die dem Salzburger Domkapitel vermacht wurde, von bedeutsamen Wert. Nur zu ungern wollte man diese einzigartige Figur hergeben. Nach ein wenig Brainstorming kam man auf die Idee: Wie wär’s mit einer exakten Kopie der Statue?


Die Künstler und Handwerker, die mit der Kopie beauftragt wurden, leisteten großartige Arbeit. Die Fälschung war nicht vom Original zu unterscheiden. Plötzlich besaß das Salzburger Domkapitel doppelt so viele Jünglinge vom Magdalensberg als zuvor.


Und was dem Kaiser angeht: Der schien das Kunstwerk ganz und gar vergessen zu haben. Die Bronzestatue ließ er zeit seines Lebens nie nach Wien, seiner Residenzstadt, überstellen. Der echte sowie der unechte Jüngling vom Magdalensberg verblieben daher für eine lange Zeit beide in Salzburg.


Hunderte Jahre später, in 1806 wurde dann doch noch eine Skulptur nach Wien gesendet. Und zwar diejenige die noch übrig war. Denn eine von beiden Bronzefiguren, die Kopie, wie man glaubte, wurde bereits im 17. Jahrhundert nach Spanien verschifft.



Der unechte Jüngling


Jahre vergingen und man glaubte mit dem Jüngling vom Magdalensberg ein Highlight der römischen Antike in der Sammlung des Kunsthistorischen Museum Wiens zu besitzen. Erst in den 1980er Jahren, als an dem Kunstobjekt geforscht wurde, nahmen es Kunstexperten penibel unter die Lupe.


Ikon: eine Lupe

Die Analyse der Herstellungsmethode und des Materials zeigten, dass die Statue nicht aus der Antike stammen kann. Als die Forscher dann noch Spielkarten aus der Renaissance im Hohlraum der Statue endeckten, gab es keinen Zweifel mehr, dass es sich bei dem Objekt um eine Fälschung handeln muss.


Das Ergebnis der Forschung: Die Bronzeskulptur ist mit Nichten das Originale aus der Antike. Es handelt sich hierbei um jene Kopie, die das Salzburger Domkapitel in der Renaissance anfertigen ließ.



Wo ist der Jüngling?


Aber wenn der Jüngling im Kunsthistorischen Museum die Fälschung ist, wo ist dann das Original? Eine von beiden Figuren wurde ja nach Spanien gesendet. Ist sie heute noch dort?


Vielleicht. Gefunden wurde sie bislang allerdings nicht.


Eine Theorie besagt, dass das Kunstwerk während den Napoleonischen Kriegen zerstört wurde. Man hielt sie schließlich auch für eine bloße Kopie und gab daher nicht viel Acht darauf. Ebenso möglich ist es, dass die Statue außer Landes, vielleicht sogar auf einen anderen Kontinent gebracht wurde.


Wenn dem so ist, dann wartet der echte Jüngling heute noch auf seine Wiederentdeckung.


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